Weiterreise nach Osten: Beeindruckende Täler und weite Weiten

Aus dem Tal des Copahue führen uns 150km Dirtroad in Richtung Osten. Wir brechen am frühen Abend auf und fahren ein weitläufiges Tal entlang. Die Abendsonne in Verbindung mit düsteren Wolken erzeugen eine schöne Reisestimmung und wir arbeiten uns gemächlich die ruppige Straße entlang – das wird noch eine lange Fahrt. Wir passieren eine große Quelle, in der die Steine rot und gelb sind. Ob das was mit dem Schwefel und dem Vulkan zu tun hat? Die Frage bleibt unbeantwortet. Die schöne, jedoch monotone Landschaft wird hier und da von ausgebrannte oder verunfallten Autowracks gesäumt. Gegenverkehr gibt es alle Stunde mal und wir kommen erst sehr spät in der nächst größeren Stadt an: Chos Malal. Hier nächtigen wir am Fluss. Die weiteren 60km wollen wir uns nicht zumuten und das morgige Projekt kann auch etwas später angegangen werden.

El Tromen

Wir stehen zeitig auf und fahren zur Laguna Tromen, die am Fuße des gleichnamigen Berges liegt. Der El Tromen ragt mit 4100m im Reserva Provincial Domuyo relativ freistehend heraus. Die benachbarten Berge haben etwas über 3000m – das könnte ein tolles Panorama ergeben! Kaum steigen wir aus dem Bus, stürmen uns drei Hunde entgegen. Kurzer Moment der Angst, bis die drei mit wedelnden Schwänzen an uns hochspringen und die Schnauzen interessiert in den Bus stecken: Entspannung diesbezüglich.

Der Traileinstieg zeigt sich nicht direkt und wir schauen uns verschiedene Täler an, Fehlanzeige. Jetzt wird es hier spannend: Versteckt sich der Trail im hohen Gras, sodass wir ihn nur aus einem bestimmten Winkel sehen? Wir vertrauen den Google Earth Aufnahmen und entscheiden uns für eins der Täler. Flo pausiert krankheitsbedingt einen weiteren Tag und so mache ich mich alleine auf ins Ungewisse. Die drei Hunde sind verwundert und folgen mir zunächst gemeinsam. Als ich nach zehn Minuten Kurbeln durch die Gräser mein Bike schultere ist nur noch einer da. Nun gut, etwas Begleitung kann nicht schaden.

El Tromen ha dicho que no!

Wir steigen die ersten weglosen 200 Höhenmeter auf ein Plateau auf und schauen ins nächste Tal: kein Weg zu sehen! Hm, skeptisch laufen wir bis zum nächsten Lavafluss, wo der Trail laut Google Earth verlaufen soll. Ich vergleiche die Aufnahme mit meiner GPS Position: kein definierter Weg. Verdammt, jetzt wird’s auch noch steil und felsig! Die Abfahrt wird kein Zuckerschlecken. Auch mein Begleiter fängt an zu jaulen, sobald es ins Felsige geht. Wir beide haben nun 800 weglose Höhenmeter hinter uns. Hier und da meine ich mit viel Fantasie eine Spur zu erkennen, aber Fußabdrücke oder Steinmännle sieht man keine.

El Tromen ha dicho que no!

Ich entscheide mich für eine längere Pause, mein Begleiter gräbt sich ein Loch und macht dort ein Power-Nap. Über uns kreisen Adler und während wir pausieren gleiten sie immer tiefer an uns vorbei. Die Vögel sind riesig! Die Spannweite der Flügel würde ich mit meiner eigenen vergleichen. Immer wenn einer der vier Adler über uns hinweggleitet, kann man ihn durch die Luft fliegen hören und mir wird etwas mulmig dabei. Ob sie es auf den Hund abgesehen haben? Ihn zu reißen wäre für die Adler eine Leichtigkeit. Als einer der Vögel im Sinkflug bis auf 5m an uns rankommt und dann flatternd doch wieder abwendet, entscheide ich mich weiterzugehen. Vielleicht sehe ich am nächsten Grat doch einen Weg?

El Tromen ha dicho que no!
El Tromen ha dicho que no!

Ich bewaffne mich mit einem Stein gegen die Vögel und schaue, dass der Hund nah an mir bleibt. Doch nach kurzer Zeit wird das Gelände so blockig, dass ein weiterer Weg für mich sinnlos erscheint. Ich bin alleine, es gibt keinen Weg, die Vögel geben mir kein gutes Gefühl und die Abfahrt ist nicht ohne: Abbruch! Protektoren, Helm, ab in die Abfahrt. 1000 Höhenmeter im weglosen Gelände, in dem kein Stein auf dem anderen bleibt, fordern mir alles ab. Auch mein Begleiter jault, wenn ich doch paar Meter schneller bin als er. Einen großen Teil muss ich teils laufen, da ich absolut kein Risiko eingehen möchte. Fast ganz unten rolle ich entlang der Google Maps Aufnahme aus: Ein trockenes Flussbett. Nun gut, man kann nicht immer einen Flow Trail erwarten. Wir machen einen Hacken an den El Tromen, der uns den Zustieg leider verweigert.

El Tromen ha dicho que no!

Wir duschen für 0,50€ (beide!) an einem Campingplatz und verbringen eine weitere Nacht am Fluss in Chos Malal. Die nächste Etappe geht wieder nach Chile und es wird eine lange Fahrt.

El Tromen ha dicho que no!