Naturspecialeffects aller Formen

Ein Berg aus Kristall am Horizont – diesen Anschein erweckt ein schneeweißer Berg auf unserer Route. Klar zu erkennen ist aber, dass es kein Schnee ist. Der Gipfel wirkt fast schon etwas transparent.
Eine kleine Zufahrt führt bis unter 1000 Höhenmeter unter den Gipfel. Diese 1000 Höhenmeter sind uns aber dann doch zu viel, um an die unermesslichen Reichtümer des Berges zu gelangen – abtragen können wir sie eh nicht.
Also weiter auf der Route nach Tolar Grande; vorbei an eckig geformten Säulenfelsen mit vermutlich vulkanischem Ursprung zum Shoppen und Tanken nach San Antonio de los Cobres. Das sind nur 50 Kilometer Umweg oneway. Nach drei Tagen in der Pampa und über 750 Kilometern Fahrerei auf Dirtroads in der Höhe sind unsere Vorräte und Spritreserven fast aufgebraucht – dem Socompa Pass sei Dank.

San Antonio de los Cobres stellt sich als nicht besonders geeignet heraus, um die Vorräte aufzufüllen. Die unscheinbare Tanke finden wir erst beim zweiten Anlauf; der größte Supermarkt ist ein Kiosk. Aber passt schon, wir brauchen ja nur Zeug für vier Tage.

Bikers Paradise
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Feinstaub oder Staub vom Feinsten

Also wieder ab in die Einsamkeit nach Tolar Grande und zu einer mutmaßlich riesigen Kranked-Area (Gewisse Art von Staubhängen, die durch das erste richtige Bikevideo „Kranked 1“ 1998 berühmt wurden). Die Dirtroad führt uns über einen Salzsee mitten hinein. In tiefen Schluchten schlängelt sicher der Weg durch die staubigen Hänge aus Erde und Lehm. Ein wahres Staub-Inferno. Keine Stelle im Auto ist mehr sicher. Selbst auf der aufgeklebten Feuerwehrschrift lagert sich Staub ab.

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Es gibt unzählige Lines, doch viele sind extrem steil und ausgesetzt. Profis, wie wir sind, wollen wir nicht gleich die rabiatesten Lines fahren, sondern suchen uns erstmal was zum Warmwerden. In den letzten Sonnenstrahlen steigen wir auf und können das Gelände zum ersten Mal richtig überblicken. Die Wahl der richtigen Line ist nicht so einfach: Viele Abfahrten sind echt radikal und haben zudem keinen Auslauf – sie münden in kleinen Schluchten. Leider schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig im Sonnenuntergang eine Einrollline zu finden. Die Sonne ist schon weg, als wir eine passende Abfahrt finden. Es bleibt noch spannend: Wie hart ist der Untergrund? Brechen die Reifen durch? Wie viel Bremskraft lässt sich auf den Boden übertragen?
Die Abfahrt klappt perfekt. Der Boden gibt leicht nach und bietet guten Grip – das schafft Spielraum für radikalere Lines im Sonnenaufgang.

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Von leuchtend rot bis rostbraun – der Sonnenaufgang lässt die Farben der ungewöhnlichen Landschaft so richtig leuchten. Wir marschieren tapfer einem der vielen Gipfel entgegen. Heute geht es ganz hoch! Die ersten Meter unserer Line sind krass: Der Grat ist kaum einen halben Meter breit, links und rechts geht es rund 300 Meter runter. Definitiv eine No-Fall-Zone. Wir fallen auch nicht, sondern ziehen ein paar schöne Lines hinab. Die Kulisse und auch die Abfahrten sind schon ziemlich abgespaced für uns Mitteleuropäer. Man könnte hier Wochen verbringen und mit etwas Spateneinsatz und Wasser ein wahres Bikeparadies aufbauen. Wir fahren noch ein paar Lines, bis uns die Sonne zu sehr ins Schwitzen bringt.

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Dann heißt es Abschied nehmen von dieser wundervollen Landschaft – dafür geht es weiter an der Bahnlinie entlang, die uns tags zuvor mit ihren Anlagen ein paar tolle Bikebilder beschert hat. Auch dieser Teil unserer Route ist gesäumt von Bahnrelikten vergangener Zeiten, aber etwas bikebares finden wir nicht wieder.

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Tolar Grande selbst entpuppt sich als weniger spektakulär, als erwartet. Google Earth hat uns ein fast verlassenes Dorf mit großem, verlassenem Umschlagsbahnhof versprochen. Doch die Sattelitenaufnahmen und Fotos waren wohl recht alt: inzwischen ist Tolar Grande zu einem kleinen Bergwerksdorf herangewachsen. Große Teile der alten Eisenbahninfrastruktur wurden entfernt. Etwas enttäuscht fahren wir weiter zum nächsten Salzsee, machen Kaffeepause und rollen schließlich die fast 200 Kilometer bis zur nächsten Straßenkreuzung wieder raus. Wer errät es: ein verlassener Bahnhof bietet einen guten Standplatz für die Nacht. Morgen wartet die Fahrt ins Touristennetz San Pedro de Atacama auf uns – Lebensmittel shoppen für die nächste Tour auf einen Vulkan.

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